Ein Bild vom ältesten erhaltenen schriftlichen Nachweis für die
				Existenz einer Schule in Eppingen

Die Eckdaten unserer Schulgeschichte.

1421 Erstmalige Erwähnung einer Eppinger Lateinschule.

1550-1562 Leonhard Engelhard Rektor.

1618-1648 Niedergang der Lateinschule im Dreißigjährigen Krieg.

1726 Wiedereröffnung der Eppinger Lateinschule (bis 1810 in Betrieb).

1822 Wiedereröffnung der Eppinger Lateinschule.

1834/43 Umwandlung in eine höhere Bürgerschule.

1869 Bezug des neuen Schulgebäudes im Rot in der Kaiserstraße.

das alte Schulgebäude im Rot in der Kaiserstraße

1884/85 Mädchen dürfen erstmals die höhere Bürgerschule besuchen.

1899 Umbenennung in Realschule.

1937 Umbenennung in Elsenz-Schule – Oberschule für Jungen.

1945 Umbenennung in Realprogymnasium (bis zur 10. Klasse).

1954 Umbenennung in Progymnasium.

1967 Das Progymnasium wird zum Gymnasium aufgestockt.

Vom Progymnasium zum Gymnasium
die Urkunde zur Einrichtung des Gymnasiums

1970 Abnahme der ersten Reifeprüfung.

1972 Bezug des Neubaus in der Adolf-Vielhauer-Straße.

2006 Fertigstellung des Anbaus.

2006 Umbenennung in Hartmanni-Gymnasium Eppingen.

Die Schulgeschichte im Detail.

Als Eppingen 1813 Sitz eines badischen Bezirksamtes wurde, entstand in der Bürgerschaft der Wunsch, die Lateinschule wiederzubeleben. 1822 wurde die Lateinschule wieder eröffnet und durch einen Erlass der badischen Regierung 1834 (de facto 1843) in eine höhere Bürgerschule umgewandelt. Das Anwachsen der Schülerzahlen (1864 ca. 100 Schüler) auf jetzt 6 Jahreskurse und der Missstand, dass der Unterricht in 4 verschiedenen Gebäuden erteilt wurde, veranlasste die Stadt, ein neues Gebäude zu errichten. Doch erst 1869 konnte das neue Schulgebäude im Rot an der Kaiserstraße bezogen werden.

1876 wurde auch die Verbindung von Rektorat und evangelischem Diakonat aufgehoben. Seitdem wurde der Rektor vom badischen Kultusministerium eingesetzt und vom badischen Staat bezahlt. Diese Neuordnung der höheren Bürgerschule, die wirtschaftliche Blütezeit der Gründerjahre, in Eppingen ablesbar in dem in dieser Zeit entstehenden Behördenviertel im Rot und den mächtigen Sandsteinbauten in der Bahnhofsstraße, sowie dem Anschluss an die Kraichgau-Bahn Karlsruhe-Heilbronn und nicht zuletzt die Tatsache, dass Eppingen mit der Errichtung weiterer weiterführender Schulen wie der Gewerbe-, der Handels- und der Landwirtschaftsschule sich zur Schulstadt entwickelt hat, gaben der höheren Bürgerschule weiteren Auftrieb. Bereits im Schuljahr 1881/82 erhielt sie als 5. Klasse eine Obertertia und ab 1899/1900 als 6. Klasse eine Untersekunda. Ab dem Schuljahr 1894/95 bis zum Ersten Weltkrieg besuchten im Schnitt ca. 160 Schüler die Schule.

Mit Beginn des Schuljahres 1884/85 durften auch Mädchen in die höhere Bürgerschule eintreten. Im gleichen Schuljahr wurde auch der Realschullehrplan eingeführt, doch erst 1899 wurde die höhere Bürgerschule in "Realschule" umbenannt. Die fortschreitende Industrialisierung verlangte eine stärkere Betonung der naturwissenschaftlichen Fächer und der neueren Sprachen. Diesen Erfordernissen versucht der Realschullehrplan des Großherzogtums Baden Rechnung zu tragen. Latein wurde nicht mehr als Pflicht-, sondern nur noch als freiwilliges Wahlfach beibehalten.

Als nach dem Ersten Weltkrieg die Schülerzahlen weiter anstiegen (1918/19: 214 Schüler) strebte die Stadt Eppingen die Umwandlung der Realschule in eine Vollanstalt an. 1925 wurde zwar noch eine 7. Klasse (Obersekunda) eingerichtet, doch wegen des Rückgangs der Schülerzahlen in Folge der Weltwirtschaftskrise und der Sparmaßnahmen der badischen Landesregierung wurde ab dem Schuljahr 1932/33 die Zahl der Klassen wieder auf 4 begrenzt.

Nach der Oberschulreform des NS-Regimes hieß die Anstalt von 1937 bis 1945 "Elsenz-Schule – Oberschule für Jungen". Nach der Besetzung Eppingens durch die französischen Streitkräfte Anfang April 1945 fand für über ein halbes Jahr kein Schulunterricht statt. Erst Ende 1945 wurde der Unterricht wieder aufgenommen und die Schule in "Realprogymnasium Eppingen" umbenannt. Durch den Anstieg der Bevölkerungszahl durch die Unterbringung der Evakuierten in den beiden letzten Kriegsjahren und der Heimatvertriebenen in den ersten Nachkriegsjahren stieg auch wieder die Zahl der Schüler. Am Progymnasium, wie die Anstalt ab 1954 hieß, wurden 1960 in 6 Klassen 180 Schüler und Schülerinnen von 10 Lehrern unterrichtet. Die Schüler kamen aus Eppingen und aus den Nachbarorten (Umkreis ca. 6 km). Die meisten strebten die "Mittlere Reife" an. Wer das Abitur ablegen wollte, musste die Oberstufen der Gymnasien Bretten oder Sinsheim besuchen. Dies änderte sich, als am 19. Juni 1967 das Oberschulamt Nordbaden den Ausbau des Progymnasiums zu einer "Vollanstalt" mit eigener Oberstufe verfügte. Der erste Abiturjahrgang legte 1970 die Reifeprüfung ab. 1972 konnte das Gymnasium das zu eng gewordene Schulhaus im Rot verlassen und das neue Schulhaus in der Südstadt beziehen.

Der neue Name unserer Schule - Wer waren die Hartmannis?

Ein regelrecht epochales Ereignis für unsere Schule war sicherlich die Namensgebung - seit Ende der Schuljahres 2005/06 heißt das Gymnasium Eppingen nun offiziell Hartmanni-Gymnasium Eppingen. Diese Namensgebung stieß nicht nur auf Zuspruch, sondern teilweise sogar auf heftige Kritik. Hier nun einige Informationen zur Versachlichung dieser Diskussion, denn die wenigsten wissen mit diesem Namen inhaltlich etwas anzufangen:

Die Hartmanni entstammen einer seit dem 14.Jahrhundert in Eppingen nachweisbaren Ratsherren- und Stadtschultheißenfamilie namens Becker. Wie sich aus den Matrikelbüchern der Universität Heidelberg ersehen lässt, nahmen die drei ersten Studenten dieser Familie während des Studiums um 1450 entsprechend der vom Humanismus geprägten Mode der Zeit zunächst den ins Lateinische übersetzten Familiennamen "Pistoris" an und ersetzten ihn bald darauf durch den latinisierten deutschen Übernamen "Hartmann", was soviel bedeutet wie der "Starke", "Mächtige", aber auch der "Standhafte".

Im 15. und 16. Jahrhundert brachte diese Eppinger Familie in drei Generationen fünf für die damalige Zeit namhafte Juristen hervor. Sie hatten höchste Ämter an der Universität, in der Kirche und am Hof der Kurfürsten von der Pfalz in Amberg und Heidelberg inne.

In der ersten Generation lehrte Andreas Hartmanni über 30 Jahre an der Heidelberger Universität als Professor bis zu seinem Tod 1495, zunächst an der Artistenfakultät und später an der Juristischen Fakultät. Er war sieben Mal Rektor der Universität Heidelberg und zeitweise einer der wenigen bürgerlichen Hofräte unter Kurfürst Friedrich I., dem Siegreichen.

Sein gleichnamiger Vetter schloss sein Studium in Heidelberg mit dem Lizentiat beider Rechte ab. Über 30 Jahre bis zu seinem Tod 1507 diente er dem Bistum Straßburg als Offizial, d.h. als Hofrichter und Leiter der bischöflichen Gerichtsbehörden, und als Generalvikar, also Vertreter des Bischofs. 1505 wurde er noch Canonicus des Klosters St. Pierre-le-Jeune. 1507 starb er. Sein Epitaph im Kreuzgang des Klosters zeigt ihn im Gewand des Mönchs mit der Bibel in beiden Händen. In seinem Testament begründete er eine Stiftung zur Speisung der Eppinger Ortsarmen.

In der zweiten Generation bekleidete Hartmannus Hartmanni als Lizentiat beider Rechte eine der 12 Kanonikerstellen an der Heidelberger Heiliggeistkirche. Er war Nachfolger des berühmten Heidelberger Frühhumanisten Jakob Wimpfeling auf dessen Lehrstuhl an der Artistenfakultät. Kurz vor seinem Tod 1510 machte er eine mit 500 Gulden ausgestattete Stiftung, aus deren Zinsertrag ein Spross der Familie oder, falls keiner geeignet sei, zwei Eppinger Bürgersöhne acht Jahre lang ein Stipendium von jährlich 10 Gulden für das Studium an der Universität Heidelberg erhalten sollten. Die Hartmann'sche Stiftung war von zahlreichen Stiftungen aus den ersten Jahrhunderten des Bestehens der Heidelberger Universität die langlebigste. Erst 1949, nachdem ihr Kapital infolge der beiden Inflationen des 20. Jahrhunderts beinahe aufgezehrt war, wurde der Stipendienfond aufgelöst.

Hartmannus Hartmanni hieß auch der 1495 geborene Sohn des Rektors Andreas Hartmanni. Er strebte zunächst ebenfalls die Professurenlaufbahn an. Als einer der vier Professoren der Heidelberger Artistenfakultät lud er im April 1518 während dessen Besuchs der Jahrestagung der Augustiner-Eremiten Luther zur Disputation ein. 1523 wurde er zum Professor an der Juristischen Fakultät und Syndikus der Universität ernannt. Ein Jahr später holte ihn Kurfürst Ludwig V. in den Hofrat, in dem damals auch der Eppinger Rechtsprofessor Johann Pavonis (Pfau) saß. 1527 trat er in den Dienst Pfalzgraf Friedrichs als persönlicher Berater und Hofrat. Als Statthalter und Mitregent seines Bruders Ludwig V. residierte dieser in Amberg/Oberpfalz und war außerdem einer der beiden Stellvertreter Kaiser Karls V.
Hartmanni wurde daher immer wieder als kaiserlicher Rat zu diplomatischen Missionen in ganz Europa im Dienst des Kaisers eingesetzt. Karl V. dankte Hartmanni mit dessen Erhebung in den erblichen Adelsstand (1528) und der Verleihung des Palatinats, d.h. dem Recht, Notare und Richter des Reiches einzusetzen (1532). 1534 ernannte ihn Friedrich zum Kanzler der Oberpfalz und 1544, nach der Übersiedlung nach Heidelberg als Kurfürst Friedrich II., zum Kanzler der Kurpfalz. Obwohl er bereits drei Jahre später von der Pest hinweggerafft wurde, konnte er in der kurzen Zeit seiner Kanzlerschaft der kurpfälzischen Politik seinen Stempel aufdrücken.

Hartmannus Hartmanni von Eppingen d.J. war der Sohn des Kanzlers. "Von Eppingen" ist bei ihm wie bei seinem Vater keine Herkunftsbezeichnung, sondern Adelsprädikat. Er wurde 1523 in Heidelberg geboren. Seine Jugend verbrachte er an den pfalzgräflichen Höfen in Amberg und Neumarkt in der Oberpfalz. Er studierte in Ingolstadt, Heidelberg und Bologna Rechtswissenschaft. 1549 ernannte ihn Kurfürst Friedrich II. zum Hofrat, und von 1556 bis 1567 war er der kurpfälzische Vertreter am Reichskammergericht in Speyer. Nach seiner Rückkehr nach Heidelberg übte er das Amt des Hofrichters und Fausts im Oberamt Heidelberg aus. Dazu berief ihn Friedrich III. zum Täglichen Rat und Mitglied des Oberrats. Als Oberrat und Mitglied des Kirchenrats wurde er in den Kirchenstreit zwischen radikalen Calvinisten Genfer Prägung und den Gemäßigten hineingezogen. 1573, auf dem Höhepunkt des Streits, verfasste er einen Fürstenspiegel, den er den drei Söhnen Kurfürst Friedrichs III. widmete und in dem er eine vermittelnde Position vertrat. Hartmanni der Jüngere diente drei Kurfürsten. Besonderes Vertrauen genoss er bei Ludwig VI., der ihn, und nicht seinen Bruder Johann Casimir, zu seinem Stellvertreter machte.

Aufgrund ihres hohen Ansehens am kurfürstlichen Hof wurden sowohl Hartmanni d.Ä. als auch Hartmanni d.J. im Chorumgang der Heiliggeistkirche neben den Mitgliedern der kurfürstlichen Familie beigesetzt. Bei der Zerstörung der Kirche im Pfälzischen Erbfolgekrieg sind auch ihre Epitaphien von den Truppen Mélacs zerschlagen worden.

Trotz des sozialen Aufstiegs und ihrer Zugehörigkeit zu den Führungsschichten der Politik, Kirche und Wissenschaft blieben die Hartmanni ihrer Heimatstadt verbunden. So steht im Stadtarchiv Eppingen über den Aktenbündel der Hartmann'schen Stiftung u.a. über den Kanzler Hartmanni: "Durch ihn wurde der Ankauf des Klosters Mühlbach für die Stadt zuwege gebracht."